Mond und Stern

Mond und Stern

Gazelle

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GAZELLE von Heinz Janisch, mit Bildern von Michaela Weiss, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

Gazelle 2

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GAZELLE von Heinz Janisch, mit Bildern von Michaela Weiss, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

Gazelle 3

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GAZELLE von Heinz Janisch, mit Bildern von Michaela Weiss, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

Gazelle 4

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GAZELLE von Heinz Janisch, mit Bildern von Michaela Weiss, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

Gazelle

GAZELLE von Heinz Janisch, mit Bildern von Michaela Weiss, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

GAZELLE von Heinz Janisch, Verlag Bibliothek der Provinz, 2024

Wenn Lioba traurig ist, verwandelt sie sich manchmal in eine Gazelle. Ihre Traurigkeit fällt dann von ihr ab, mit einer Bewegung, wie ein Mantel aus dunklem Staub. „Schau, eine Gazelle“, rufen die Kinder leise. Sie staunen, freuen sich und gehen weiter. Manche winken. Einige versuchen einen Gazellenschritt. Eine Gazelle zu sehen – das verändert Vieles. Die Menschen gehen leise, wie auf Zehenspitzen. Die Tiere bleiben katzenstill. Der Wind lässt die Bäume und Häuser in Ruhe. Lioba, die Gazelle, springt über alle Schatten. Sie fühlt sich gut. Die Wege sind anders, wenn das Herz leichter ist. Mit eleganten Schritten durchquert sie die Stadt. Alle begrüßen sie. Die Vögel am Himmel, die Blätter auf den Bäumen, die freundliche Abendluft. Lioba, die Gazelle, liebt das Leben.

Die Nacht der Tiere Cover

Die Nacht der Tiere Cover
DIE NACHT DER TIERE, Verlag Bibliothek der Provinz, 2020

Buch NachtderTiere

Buch NachtderTiere

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DIE NACHT DER TIERE
Verlag Bibliothek der Provinz
November 2020


Die Nacht war blau wie Tinte, als die Versammlung der Tiere begann.

Die Tiere saßen dicht an dicht, Fell an Federn, Pelz an Panzer, Haut an Borstenhaar und Schuppen an Stacheln. Sie drängten sich aneinander, denn es war sehr kalt, und so konnten sie sich zumindest ein wenig wärmen. Alle sehnten sich nach ihren gemütlichen Höhlen und Nestern, ihren Seerosenblättern, Erdgängen und Unterhölzern. Aber sie waren sich einig, dass der Grund dieser Versammlung zu wichtig war, um im warmen Zuhause zu bleiben.


Heinz Wagner: Kinderbuch: Eine Konferenz der Tiere 2.0

Michaela Weiss schafft in „Die Nacht der Tiere“ atmosphärische Kunstwerke, die ein Plädoyer für Achtsamkeit gegenüber Tieren sind.

Irgendwie erinnert die Geschichte an Erich Kästners „Die Konferenz der Tiere“, sozusagen eine Version 2.0. Aus allen Gegenden der Welt lässt die Autorin und Illustratorin Tiere dieser Welt – hier unter einer großen Eisenbahnbrücke zusammen kommen. War es bei Kästner vor 70 Jahren knapp nach dem 2. Weltkrieg die Frage von Kriegen, die die Tiere verhindern wollten, so versammeln sich hier die Tiere, um über den Umgang der Menschen mit ihnen und der Natur zu klagen. Und sie wollen mit dem Zug abhauen. Dann würden die Menschen schon sehen, erleben, wie sehr ihnen die Tiere fehlen.

„Aber die Menschen brauchen uns“, sagte der Hund. Und leise aber sicher fügte er hinzu: „und vor allem brauchen uns die Kinder. Sie finden Freunde in uns…“

Und so machten sich die Tiere wieder auf nach ihnen Zuhauses. Die Menschen hatten ihre Abwesenheit nicht einmal bemerkt. „Nur wer ihnen ganz nahe kam …“ Und jene, die das Buch lesen UND genau betrachten. Denn jedes einzelne der Bilder, ob kleine Illustration hinter dem jeweils ersten Großbuchstaben eines neuen Abschnitts oder Doppelseite ist ein Gemälde, in dem neben den großen erkennbaren Tieren, viele feine striche und Details zu entdecken sind.

Mit diesen Illustrationen vermittelt bzw. schafft sie ein Gefühl der Achtsamkeit gegenüber unseren tierischen Mitgeschöpfen. Und nicht nur damit, auch mit so manchen Wort-Bildern. Highlight ist wohl jener Auszug aus einem Satz: „übersetzte die Steinfliege die Frage der Regenbogenforelle, denn kein anderes Tier konnte die ausgestoßenen, schillernden Luftblasen der Forelle verstehen, und so war es gut, dass die Steinfliege im Laufe der Zeit jede Regung des Fisches zu deuten gelernt hatte.“

(Heinz Wagner, Rezension im Kurier, online veröffentlicht am 27. Dezember 2020)




Franziska Trost: [Rezension zu:] Michaela Weiss, „Die Nacht der Tiere“

Die Nacht der Tiere: Die Nacht ist tintenblau, so wie die verträumten Zeichnungen von Michaela Weiss. Unter einer Brücke kommen die Tiere zusammen, um über den Umgang der Menschen mit der Natur zu diskutieren – und über Flucht nachzudenken. Aber die Menschen brauchen uns doch, meint der Hund – vor allem die Kinder. Poetisches Büchlein über die Achtsamkeit im Umgang mit Tieren. Verlag Bibliothek der Provinz (ab 4 Jahren)

(Franziska Trost, Rezension in der Kronen Zeitung vom 15. Jänner 2021)


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Franz Kafka, JOSEFINE, DIE SÄNGERIN ODER DAS VOLK DER MÄUSE, Bibliothek der Provinz, 2016

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Kafka

Franz Kafka

JOSEFINE, DIE SÄNGERIN ODER DAS VOLK DER MÄUSE

Erzählung

Mit einem Vorwort von Michael Stavarič

und Radierungen von Michaela Weiss

Verlag Bibliothek der Provinz, erscheint März 2016

(...) Stiller Frieden ist uns die liebste Musik; unser Leben ist schwer, wir können uns, auch wenn wir einmal alle Tagessorgen abzuschütteln versucht haben, nicht mehr zu solchen, unserem sonstigen Leben so fernen Dingen erheben, wie es die Musik ist. (...)


„Ein Gesamtkunstwerk!“
Buchhandlung Slawski, Buchholz in der Nordheide, Deutschland



Die Nacht, der Falter und ich

Die Nacht, der Falter und ich
DIE NACHT, DER FALTER UND ICH, Tyrolia 2016

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Die Nacht, der Falter und ich

Die Nacht, der Falter und ich
von Elisabeth Steinkellner
illustriert von Michaela Weiss
2016 Tyrolia
150 Seiten
ca. 30 farb und sw Abb.
21 cm x 14.5 cm

KRÖTE DES MONATS Juni 2016 (STUBE)
DIE 7 BESTEN Bücher für junge Leser im Juli 2016 (Deutschlandfunk)
LESELOTSE des Börsenblatts im Monat Juli 2016
KINDER- UND JUGENDBUCHPREIS der STADT WIEN 2016
Nominiert für den LESERSTIMMEN - Der Preis der jungen LeserInnen 2017
ÖSTERREICHISCHER KINDER- UND JUGENDBUCHPREIS 2017
Preisbuch / Jugendbuch
Empfehlungsliste KATHOLISCHER KINDER- UND JUGENDBUCHPREIS 2017
BUCH DES MONATS Mai 2017, Institut für Jugendliteratur Wien

Intensive Gefühle, die erste Liebe, das Erkunden von Neuem und das Loslassen von Altem, Sehnsucht und Enttäuschung, juchzendes Welt-Umarmungs-Bedürfnis und abgrundtiefe Traurigkeit - der Weg des Erwachsenwerdens ist so aufregend wie schwer, so spannend wie kompliziert.
In einer einzigartigen Sammlung aus Kurzgeschichten und Gedichten gelingt es Elisabeth Steinkellner diese Mannigfaltigkeit greifbar zu machen. Indem die handelnden Figuren dabei puristisch auf ein Ich und gelegentlich auf ein Du reduziert sind, bleibt viel Raum für das jeweilige Thema, die jeweilige Situation - somit auch für Identifikation und freie Assoziationen.
Michaela Weiss nimmt die leisen Zwischentöne, die in den Texten durchklingen, in ihren Illustrationen auf, experimentiert mit Lavendeldruck und Radierungen. In ihren zarten und vagen Bildern spinnt sie die Gedanken weiter, spürt Gefühlen nach und verstärkt Stimmungen.

So vielfältig die aktuelle Jugendliteratur thematisch und sprachlich sein mag, so einheitlich ist sie in ihrer Form: Erzählt wird von den Themen und Herausforderungen des Erwachsen-
werdens vor allem in Romanen, kürzere Formen wie Gedichte oder Kurzgeschichten für ein jugendliches Lesepublikum gibt es kaum. Das ist in dieser erstmaligen Zusammenarbeit zweier junger Künstlerinnen, die beide in den letzten Jahren be-
merkenswerte Bücher vorgelegt haben, anders: Mit Titeln wie „Erdbeerkiwikarussell“, „Faltherz“ oder „Mondscheinsonate“ werden hier behutsam, nuanciert und vor allem sehr poetisch Einsichten in das Innenleben eines (oder mehrerer?) jugend-lichen Ichs gegeben. Ungewöhnlich ist dabei, dass das Ich weitgehend unbestimmt bleibt: In einigen der kurzen Texte, die manchmal in gebundener Sprache, manchmal in Prosaform gestaltet sind, ist zunächst unklar, ob hier ein männliches oder ein weibliches Ich spricht. Dieser Unbestimmtheit entspricht auch, dass die einzelnen Texte nicht in den Rahmen einer durch-gängigen Geschichte eingebettet sind, sondern wenn, nur lose zusammenhängend sind. Wobei selbst dieser lose Zusammen-hang etwas ist, das während der Lektüre von den Lesenden hergestellt werden kann – aber nicht muss: So könnte es sein, dass jener Vater, der in „Zugvögel“ seinen Umzug ankündigt, in „Frost“ zum Gesprächsthema zwischen zwei Jugendlichen wird, es könnte natürlich aber auch ein ganz anderer Vater sein.

Den elementaren Gefühlen, die in Elisabeth Steinkellners Texten verhandelt werden, stellte die Illustratorin Michaela Weiss in ihrem über ein Jahr hinweg laufenden Arbeitsprozess, ganz reduzierte, einfache Bilder gegenüber, die Raum für jene bereits angesprochene Unbestimmtheit lassen. Die Zuordnung der in Monotypie und Transferdruck gestalteten Bilder zu den Texten erfolgte dabei sehr intuitiv: Nicht immer sind die Bilder direkt einem Text zugeordnet, ganzseitig illustrierte Doppelseiten stehen frei im Buch und nehmen Stimmungen auf, die sich in mehreren Texten wiederfinden, entwickeln aber auch eine ganz eigene Bildsprache. Eine Doppelseite voller ordentlich aufge-reihter Schmetterlinge in verwischten, zurückgenommenen Farben lässt sich also, so die Illustratorin, als Metapher für jene Sehnsucht lesen, von der im voranstehenden Text die Rede ist, es könnten Schmetterlinge sein, die vor einem verschlossenen nächtlichen Fenster sehnsuchtsvoll auf Einlass warten, aber auch eine naturwissenschaftliche Assoziation im Sinne von zu Forschungszwecken aufgespießten Insekten ist möglich. Im Dialog mit dem Text war es Michaela Weiss ein Anliegen, die Ebenen von Imagination, Erlebtem und Wirklichkeit zueinander zu führen: Wenn sich das erzählende Ich angesichts von tropfendem, schmelzendem Schnee draußen an den Beginn des Schneefalls wenige Tage zuvor, zu Silvester (und was an diesem Tag sonst passiert ist) erinnert, verschmelzen in der bildlichen Umsetzung Erinnerung und Gegenwart, durch angedeutetes Fenster sind perfekte Schneekristalle zu sehen.

Hier übrigens ist das Bild dem Text vorangestellt, was beim Lesen bzw. Betrachten wieder ganz andere Varianten der Interaktion von Bild und Text ermöglicht. Dem unerwarteten Höhenflug der österreichischen Jugendliteratur, der an der Verleihung der österreichischen Kinder- und Jugendbuchpreise im vergangenen Mai so deutlich ablesbar war, wurde hier ein weiterer, wunderschöner Akzent hinzugefügt.

Kathrin Wexberg (STUBE)


Diese Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten für Jugendliche ist allein schon deshalb so einzigartig, weil es so etwas für junge Leute kaum gibt. Wenn dann in diesen Texten so behutsam, nuanciert und poetisch Einsichten in das Die Nacht, der Falter und icheines jugendlichen Ichs gegeben werden, ist das noch ungewöhnlicher. Dieses wunderbare "Kunststück" ist aus der Zusammenarbeit zweier junger Künstlerinnen entstanden: Elisabeth Steinkellner schuf die poetischen Texte, Michaela Weiss die zarten, fast schwebenden Illustrationen dazu. Gedichtzeilen wie "Im Sommer riecht das Gras so gelb", "Ein Stück von dir", "Der Tag hat heute keinen Rand" oder "Seit ich deine Hand in meiner spür", und Überschriften kleiner Prosatexte wie "Erdbeerkiwikarussell", "Hochspannung" oder "Leuchttage" lassen schon erahnen, welch intensive Gefühle hier angesprochen werden, wie die erste Liebe, Sehnsucht, Enttäuschung, diese "Himmelhochjauchzend-zutodebetrübt"-Stimmung in diesem Alter auf dem Weg zum Erwachsenwerden. Diese Stimmungen und leisen Zwischentöne nimmt die Illustratorin in ihren Bildern auf, überlässt es dem Betrachter, Assoziationen zu den Texten herzustellen. Ein wunderschönes Buch für Jugendliche ab zwölf Jahren, die ihre Gefühle und Stimmungen einmal poetisch beschrieben sehen wollen.

Gudrun Eckl


Für ihre Reise

Nur ein Hauch und doch so wahr

in Jugendbuch

Jugendbuch | Elisabeth Steinkellner; Michaela Weiss: Die Nacht, der Falter und ich

Von der Gefühlswelt sehr junger Menschen wird viel gesprochen. Seltsam sei sie, verwirrend und verwirrt, etwas, dem die Betroffenen hilflos ausgeliefert sind. Ebenso wenig zu fassen wie ein Lufthauch. Nicht materialisierbar. Ob das stimmt? Elisabeth Steinkellner hat sich zusammen mit Michaela Weiss mutig aufgemacht, Gefühle sichtbar zu machen, in Wort und Bild. Und den Gegenbeweis geliefert. Von MAGALI HEISSLER

Die Nacht der Falter und ichFür ihre Reise ins Innerste braucht Steinkellner nicht mehr als ein Ich und ein Du, jemand spricht, jemand wird angesprochen. Das muss nicht immer hörbar sein, vieles erklingt nur im Innern des jeweils erzählenden Ichs.

Angeregt werden die Gefühle durch Veränderungen, den Wechsel der Jahreszeiten, der Tageszeiten, durch die Begegnung mit Menschen. Durch verändertes Licht, Farben, Geräusche. Was ausgelöst wird, ist wild, allbeherrschend, das Ich reagiert mit freudiger Überraschung, mit viel Neugier. Alles ist rauschartig bis zum Chaos. Die Worte, die Steinkellner dafür findet, zergliedern das Gewirr in klar Erfassbares. Zugleich wird es durch die Benennung nicht zerstört. Es geht nicht um Entmystifizierung, sondern um Entdecken mithilfe der Sprache. Das ist ein besonderes Geschenk für das jugendliche Publikum.

Ich und Du und die Facetten der Liebe

Es wäre zu leicht, die Gefühle auf Schwärmerei, Verliebtheit, sexuelles Begehren zu beschränken. Steinkellner geht es darum, Komplexität und Gleichzeitigkeit im Gefühlserleben zu beschreiben. Traum und Realität, die Wolken am Himmel oben, Brombeersaftflecken, das kühle Wasser des Badesees, die überraschende Wärme eines fremden Pullovers, heimliche Abschiedstränen ganz irdisch, beschreiben einen Sommertag intensiver und klarer, als es ein punktgenaues Stundenprotokoll einschließlich meteorologischer und physikalischer Daten je tun könnte. Das jeweilige Gegenüber ist Teil dieser Komplexität, allerdings ein wesentlicher. Die Liebe, um die es immer wieder geht, hat viele Facetten. Sie heißen Freundschaft, Zuneigung, Sympathie, Sehnsucht. Wem die Liebe gilt, muss nicht immer gleichaltrig sein, auch Jüngere, Ältere und Alte sind ihr Gegenstand. Was Steinkellner darüber hinaus leistet, ist, dass nicht immer genau festgelegt ist, welches Geschlecht das jeweilige Ich und Du haben. Wie die wechselnden Gefühle, bleibt mitunter auch in der Schwebe, ob ein Junge spricht oder ein Mädchen und mit wem sie gerade zusammen sind.

Die Texte sind allesamt kurz bis kürzest, sehr verdichtet, gleich, ob sie in reiner Prosa oder in gebrochenen Zeilen bis hin zu Gedichten daherkommen. Sie machen die Lektüre zu einer intensiven, innigen. Sie schaffen einen privaten Raum aus Worten, in den sich jugendliche Leserinnen und Leser zurückziehen können. Zugleich öffnet er ihnen die Welt, in dem Gefühle benannt werden und durch die Benennung wiederum freie Assoziationen geweckt werden.

Fassbar-unfassbare Schönheit

Michaela Weiss hat ihre Illustrationen komponiert wie Steinkellner die Worte. Die Sorgfalt bis ins letzte Detail lässt eine immer wieder staunen. Doch während die Worte klären, Nebelwolken fortschieben und sei es nur für einen winzigen Moment des Wiedererkennens, betonen die Bilder das schwer Greifbare. Sie sind zart in Umriss und Farbgebung, was sie wiedergeben ist verhangen, ein wenig verschwommen. Drei Brombeeren am Zweig, ein Blattgerippe sind realistisch und Märchen zugleich, Fantasiegebilde und wahr. Vor allem aber sind sie schön. Es geht um Schönheit hier, die ganz besondere, die Gefühle eigen ist. Um Echtes, um das Wahre.

In den Bildern kann man versinken wie in den Texten. Die Zuordnung ist ebenso wenig eindeutig, wie manches in den Texten in der Schwebe bleibt. Zuweilen geht die Illustration dem Textstück voraus, man wird eingestimmt. Ein anderes Mal folgt es ihm, zieht Bilanz. Immer deutet das Bild und immer enthält es zugleich ein Geheimnis, das nicht zu entschlüsseln ist. Atmosphärisches, Stimmungen entwickeln sich fast unmerklich, ein leises Wunder, um den Titel eines der Gedichte zu zitieren.

Dieses kleine Buch gibt der Leserin mehr als ein paar schöne Stunden, es schenkt ihr ihr Innerstes. Das, wofür man so oft keine Worte findet. Oder, wenn man sie hat, nicht wagt, sie auszusprechen. Die Worte, die Steinkellner gefunden hat, müssen übrigens keineswegs die sein, die Leserin und Leser übernehmen sollen. Die Künstlerinnen geben nichts vor. Sie öffnen nur den Raum. Was man darin tut, wie man empfindet und wie man es für sich ausdrückt, bliebt einer selbst überlassen. Etwas Wahres fühlen ist eine Form des Freiseins. Steinkellner und Weiss haben einen goldenen Schlüssel dafür geschmiedet.

| MAGALI HEISSLER

Titelangaben
Elisabeth Steinkellner; Michaela Weiss: die Nacht der Falter und ich
Innsbruck, Wien: Tyrolia 2016
125 Seiten. 14,95 Euro
Jugendbuch ab 13 Jahren
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| Leseprobe



"Faltherz" & "Leuchttage" - von der Leichtigkeit und Schwere des Erwachsenwerdens. (ab 13) (JL)

Gleich beim Öffnen spürt man es: Hier liegt "etwas winterlang Ersehntes" (S. 9) in der Luft. Elisabeth Steinkellners sinnliche Lyrik und Kurzprosa nähert sich eindrucksvoll diesen großen Gefühlen, der tief empfundenen Sehnsucht an. Sensibel schildert die Niederösterreicherin den Alltag Heranwachsender, jene Momente, in denen die Sinne hellwach sind und man das Leben doppelt so intensiv spürt. Diese "Leuchttage" mit den harmlosen Gesprächen abends am Fluss, bei denen so viel mehr mitschwingt und die roten Wangen verraten, wie es im Inneren wirklich aussieht.

Behutsam beschreibt sie das An-der-Schwelle-Stehen, die erste Verliebtheit, die Hochspannung beim vorsichtigen Herantasten an neue Möglichkeiten. Erzählt von Eltern, die nicht greifbar sind, von diesen Tagen ohne Rand und von Emotionen, die alles Denken einnehmen: Da fühlt man unendliche Traurigkeit, wenn sich das lyrische Ich in "Faltherz" am liebsten zusammenfalten würde, um zu den Fotos in der Schachtel, in die Arme der toten Mutter zu kriechen. Oder tiefe Melancholie, wenn sich das Grau schon am Morgen neben einen ins Bett legt und man darauf hofft, dass einem "ein wärmender Arm entgegenwächst" (S. 70). Da ist die Rede von überbordenden Gefühlen, die Salto schlagen, vom Schmerz unerwiderter Liebe und der Sehnsucht nach Nähe, die sich tonnenschwer aufs Herz legt. Oder von den zehn Sekunden beim Flaschendrehen, die die Welt aus den Angeln heben können.

Zeilen wie "im Sommer riecht das Gras gelb" (S. 19) führen hinein in ein atmosphärisches Stimmungsbild, malen ein poetisches Farbenspiel auf die Seiten, das zum schwindelerregenden Gefühlskarussell der Pubertät passt - von melancholisch-grau zu aufgewühlt-bunt. Die zarten Illustrationen von Michaela Weiss greifen diese leisen Zwischentöne einfühlsam auf. Für Schulbibliotheken, Öffentliche Bibliotheken, für Jugendliche und Erwachsene und alle, die wissen wollen, wie es sich anfühlt, das Jungsein! So einen Band hätte ich mir mit fünfzehn gewünscht!

bn.bibliotheksnachrichten, Cornelia Gstöttinger


Worte malen die ganze Welt
VON MIRIAM VON DER HEYDEN

In einer facettenreichen literarischen Sammlung aus Prosa, gebrochenen Zeilen und Gedichten wagt Elisabeth Steinkellner eine Reise in die Gefühlswelt junger Menschen, die auch die Migrationsthematik mit einbezieht. Feinfühlig thematisiert sie das emotional verworrene, tiefe Empfinden Jugendlicher und lässt dabei viel Spielraum für eigene Imagination und Identifikation mit Erlebtem und Gefühltem. Die gesamte emotionale Spannbreite von Liebe, Wut, Enttäuschung bis hin zur Trauer findet sich in diesem Werk und bietet den LeserInnen einen individuellen Rahmen für eine Entdeckungsreise in die eigene Emotionswelt: "Und an der Abzweigung werden unsere Hände einander zuwinken, bis morgen dann, vielleicht. Wer weiß, wie viele Leuchttage es noch gibt, bevor das Oktobergrau überhandnimmt. Und zu Hause, dann im Vorraum, ein flüchtiger Blick in den Spiegel, der die roten Wangen bemerkt und den Pulli, der nicht meiner ist." Titel wie "Erdbeerkiwikarussell", "Herzklopfen" oder "Frost" lassen erahnen, welch intensive Gefühle angesprochen werden.

Steinkellner beschränkt sich auf nicht eindeutig identifizierbare Personen, die als Ich-Erzähler mit einem ‚Du’ kommunizieren oder ihre Emotionen in einem inneren Monolog darstellen. Feinfühlig geben die Gedichte empfundene Stimmungen wieder oder lassen sie anklingen. Ohne eine durchgängige Erzählung und Rahmenhandlung steht das Erlebte und Empfundene in jeder einzelnen Erzählung für sich. Kleine Begebenheiten, Veränderungen, der Wechsel der Jahres- oder Tageszeiten und Begegnungen mit Menschen unterstreichen und intensivieren die entstehenden Emotionen und werden von der Illustratorin Michaela Weiß feinfühlig umgesetzt. Die in Lavendeldruck und Radierungen gestalteten Bilder können nicht durchgängig einem bestimmten Text zugeordnet werden, sondern spiegeln auch Stimmungen, die in mehreren Texten zu finden sind, wider. Sie spüren Gefühlen nach und verstärken diese, bieten in ihrer Schönheit die Möglichkeit, in sie einzutauchen und sie losgelöst vom Text zu betrachten. Sie entwickeln dann eine ganz eigene Bildersprache. Das wiederkehrende Bild des Falters, der auch auf der Titelseite und im Titel des Buches zu finden ist, begleitet die LeserIn auf der Reise durch die poetischen Texte.
Interessant erscheint das Buch nicht nur für Jugendliche, die sich mit ihren Gefühlen auseinandersetzen möchten, sondern für alle, die eine Reise in die Gefühlswelt unternehmen möchte. Im Schulunterricht kann dieses Buch sowohl im Deutsch- als auch im Ethik- oder Religionsunterricht eingesetzt werden und bietet Raum für Textanalysen und Gespräche über Emotionen sowie über Erlebtes und Erfahrenes. Ebenfalls geeignet erscheint es für den Kunstunterricht. Insgesamt betrachtet begibt sich Elisabeth Steinkellner mit dieser Sammlung von Gedichten und Kurzgeschichten in jene Gefühlswelt, in der junge Menschen im Umbruch zwischen Kindheit und Erwachsensein ihren Platz suchen und bietet dabei vielzählige Identifikationsmöglichkeiten.



Prosa-Miniaturen und Lyrik vermischen sich zu einer feinsinnigen Textsammlung, die – in drei Kapitel gegliedert, ohne ausgeprägten inhaltlichen Zusammenhang – um Stimmungen und (Jahres-)Zeiten, Aufbrüche und Veränderungen, um Miteinander und für sich Sein, Innehalten und Beobachten kreist. Atmosphärisch, mehr zwischen den Zeilen, teilt sich das erzählende Ich mit, lädt zugleich ein, Anteil zu nehmen, nachzuhorchen, wiederzuerkennen, vielleicht zu erinnern. Es sind flirrende Momentaufnahmen an der Schwelle zum Erwachsenwerden, ein neugieriger Blick auf die Welt, der Irritation ebenso wie kleines Glück, Verunsicherung ebenso wie spontane Freude fokussiert. Dazwischen die mit Bedacht positionierten Illustrationen, mikroskopisch-filigran, undeutlich-deutlich. Still. Und doch: Der spezifische Sprachklang schwingt auch auf der visuellen Ebene – ein kaum merkliches Summen, ein zarter Flügelschlag, ein feiner Windhauch; Worte und Bilder inspirieren einander und entfalten sich zu einem ganz besonderen Zusammenspiel.

1000 und 1 Buch, Ela Wildberger


Alle Jugendliteratur erzählt vom Erwachsenwerden, und sie tut es oft in grossen Geschichten: in Erzählungen, in denen sich ein Ich unaufhaltsam zu einer festen Gestalt formt, zu einer unverwechselbaren Stimme findet. Wenig Erzählraum ist dagegen den Momenten gewidmet, in denen sich dieses Ich gerade über sein Unbestimmt-sein, sein Verflochten-sein mit der Welt, über seine Fluidität und Grenzenlosigkeit erfährt; Momenten, in denen die «Haut schuppt und darunter sattes Grün zum Vorschein kommt» und etwas «winterlang Ersehn­tes» in der Luft liegt.
Die Österreicherin Elisabeth Stein­kellner widmet ihren Erzähl- und Lyrik­band ganz diesen flüchtig-intensiven Gefühlen und Erfahrungen: den heissen «Hochspannungsleitungen» der Jugend wie ihrem selbstvergessenen Lauschen auf das Echo eines warmen Sommertages. Das erlebende Ich in den drei Erzähl- und Lyrikzyklen fühlt intensiv und mit allen Sinnen, es ist körperlich, fast greifbar, bleibt aber unbestimmt in Alter und Geschlecht und damit offen für alle Asso­ziationen und Einschreibungen. Auch die Sehnsucht dieses Ichs wechselt beständig die Gestalt, sie «trägt mal ein bauschiges, knallgrünes Partykleid, dann wieder einen engen, schwarzen Herrenfrack», sie «entzieht sich der Erziehbarkeit» und «gibt sich nicht mit dem Möglichen zufrieden». Michaela Weiss fängt diese Sehnsucht nach Wandel wie Verbun­denheit in ihren filigranen Illustrationen auf und lässt sie immer wieder um den titelgebenden Falter kreisen: Er wird zum Bild der Metamorphosen, die das Ich durchlebt, während es auf Schlittschuhen Muster ins Eis kerbt: «mein Weg zieht Furchen in die Haut der Welt». Bei Jugendlichen, die in der Literatur nach einem Echoraum für ihre vielfältigen Gefühle und Sehnsüchte suchen, dürfte dieser zarte Band tiefe Spuren hinterlassen.

Manuela Kalbermatten
Buch&Maus 1/17, S. 36


Es gibt im Leben eines heranwachsenden Menschen eine Zeit, da schaut er sein Spiegelbild genauer an. Plötzlich macht er Dinge, die er sich vorher nie getraut hat. Unbekanntes wird ausprobiert. Eine kurze Berührung im Bus lässt ihn die Welt anders erfahren. Er beginnt, gegen den Wind zu laufen, und von einem Moment auf den andern verwandelt sich ein sonniger Tag in einen nachtschwarzen.
Eine Fülle von Gedichten und Erzählungen schildern die ambivalenten Gefühle, welche das Erwachsenwerden begleiten und das Leben kompliziert machen. Die Texte sind klar und einfach, fast puristisch. Sie regen zu eigenen Gedanken an. Drucke und Radierungen in Pastellfarben begleiten die Texte und machen Gefühle sichtbar. Ein kleines Gesamtkunstwerk, in dem sich vor allem Heranwachsende wiedererkennen.

Monika Aeschlimann, KJM


Jakob und Ingxenje

Jakob und Ingxenje
JAKOB UND INGXENJE, Verlag Bibliothek der Provinz, 2015

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Rosemarie Poiarkov

Jakob und Ingxenje

Mit Illustrationen von Michaela Weiss

15/21 cm, 173 Seiten

ISBN 978 3 99028 2458

Verlag Bibliothek der Provinz, 2015

Rezensionen:

EIN WALKIND IN DER DONAU.

Eine Reise an das Schwarze Meer, mit einem selbst gebauten Schiff die Donau hinunter, davon träumen Jakob und Ollin, zwei achtjährige Wiener Kinder; und wunderbarerweise gelingt es ihnen, auch die Großen dafür zu begeistern. „Vielleicht hatten die Grillen den Erwachsenen gut zugezirpt. Vielleicht hatten sie es einfach satt, Nein zu tollen Ideen sagen zu müssen.“ So kommt es, dass das Boot Pajarojoolju gebaut wird und zwei Kinder mit vier Erwachsenen auf große Fahrt gehen. Unterwegs treffen sie auf Ingxenje, ein Pottwalkind, das seine Familie verloren hat. Darum muss man sich kümmern. Zum Glück spricht Jakob Walisch und kann sich unterhalten. Wo sie am Ende landen, ist eine ziemliche Überraschung. Rosemarie Poiarkovs zauberhaftes Kinderbuchdebüt wird durch die melancholisch-zarten Illustrationen von Michaela Weiss auch zu einem optischen Genuss.

Barbara Petsch ("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)


Wahid

Wahid
WAHID WILL BLEIBEN, Verlag Bibliothek der Provinz, 2014

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Wahid Text

Wahid will bleiben
von Franz-Joseph Huainigg und Inge Fasan
Bilderbuch
16,8 x 24 cm
Verlag Bibliothek der Provinz
Neuerscheinung Herbst 2014
Arbeitsstipendium Illustration der Kunstsektion, 2014
Rezensionen:
Ankommen
Der 14-jährige Wahid aus Afghanistan hat sich bis nach Österreich durchgeschlagen. Im Flüchtlingsheim fühlt er sich einsam: "Wahid hatte niemanden: keine Eltern, keine Geschwister, keine Tante, keinen Onkel." Das ändert sich, als er seine Wochenenden bei einer österreichischen Patenfamilie verbringt.
Das Kinderbuch "Wahid will bleiben" von Franz-Joseph Huainigg, Autor und Behindertensprecher der ÖVP, und Jugendbuchautorin Inge Fasan erzählt einfühlsam vom Ankommen in einem fremden Land.
(in Profil Nr. 42, 13. November 2014, S.15)

Es gab Menschen, die sahen Wahid komisch an, wenn er auf der Straße spazieren ging. Und manche blickten angestrengt an ihm vorbei. Dabei sah er nicht anders aus als andere, fand Wahid. Er hatte zwei Augen, zwei Ohren, eine Nase und einen Mund wie jeder Mensch…“

So beginnen Franz-Joseph Huainigg und Inge Fasan ihr – von Michaela Weiss sehr atmosphärisch-künstlerisch illustriertes – Buch „Wahid will bleiben“. Als er, der ein guter Fußballer ist, andere Kinder fragt, ob er mitspielen könne, wird er weggewiesen. Wahid erlebt immer wieder solche Ablehnung. Dabei hat er es als Jugendlicher, der allein auf sich gestellt, aus Afghanistan flüchten musste, schon schwer genug. (…)

(Heinz Wagner, Kurier, 23. Jänner 2015)


Erwachsenes Thema: Kinderbuch

Es ist leider selten geworden, dass der Autor dieser Zeilen ein Kinder- oder Jugendbuch in den

Händen gehalten hat, um darin „einfach-so-drauf-los“ zu lesen. Wenn er das aber getan hat, dann

wurde er kaum enttäuscht. Vielleicht mag es daran liegen, dass diese Bücher, die für kleine Hände

geschrieben werden, von Menschen stammen, die ein großes Herz haben. Vielleicht mag es aber

auch daran liegen, dass es den Autorinnen und Autoren darum geht, Kindern etwas mit auf den Weg

zu geben, komplexe Themen aufzugreifen und dabei auch die Eltern zu sensibilisieren. Dazu gehören

auch Illustrationen (in diesem Fall düster ergreifende von Michaela Weiss), die auf eigene Weise das

Ihre dazu beitragen – sie sind nicht nur schmuckes Beiwerk, sondern drücken Stimmungen aus.

(Johannes Steiner, Institut für Umwelt - Friede - Entwicklung, November 2014)

Das Nilpferd

Das Nilpferd
DAS NILPFERD, Verlag Bibliothek der Provinz, 2013

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Das Nilpferd

Das Nilpferd
Eine Fabel von Marie von Ebner-Eschenbach
illustriert von Michaela Weiss
Verlag Bibliothek der Provinz, 2013
ISBN 978-3-99028-191-8
40 S., 22 x 28 cm


Arbeitsstipendium Illustration des BMUKK 2013
DIE BESTEN 7 Bücher für junge Leser - Deutschlandfunk und Focus - Februar 2014



Das Nilpferd, das glaubt, Flügel zu haben –
man wird es auf jeden Fall lieben.
Kluge Kinder werden es wiedererkennen.

Gustav Seibt in SÜDDEUTSCHE ZEITUNG
30. November 2013




Der Geschichte wurde noch einiges an Poesie hinzugegeben. (...)

Hajo Steinert, Die besten 7 Bücher für junge Leser, Februar 2014
Ausgezeichnet von Deutschlandfunk


Rudolf Wenzel:

Das Unvereinbare scheint vereinbar geworden. Eine Schmetterlingsraupe hat sich versehentlich auf einem Nilpferd niedergelassen. Jetzt läuft es durch die Savanne und hat auf seinem massigen Körper zwei zierliche Flügel. Ein anderes Nilpferd entdeckt das Unmögliche, eine vom Nilpferd insgeheim angebetete Nilpferddame macht sogar Komplimente und die begeisterte Herde ist überzeugt, dass das Nilpferd nun fliegen könne. Ob das gut gehen kann? Die heimlichen Flugversuche des Dickhäuters jedenfalls scheitern kläglich. Doch ein wenig angeben kann nicht schaden: "Freilich, so einen Ausflug nach Sansibar hinüber habe ich kürzlich unternommen." Bis der Wind eines Tages die Flügel davonträgt. Das Nilpferd erschrickt, fängt sich aber sofort wieder und reagiert souverän. Seine Versicherung, gar nicht anders sein zu wollen als die anderen, trägt ihm noch mehr Bewunderung ein.

Preist die Fabel der österreichischen Schriftstellerin [Marie von Ebner-Eschenbach] (1830 - 1916) die Bescheidenheit oder werden hier Projektionen anderer als Möglichkeit zur eigenen Aufwertung genutzt? Beides ist möglich. So modern die Sprache dieser Fabel ist, so aktuell sind ihre Deutungsmöglichkeiten. In einer Zeit der Hypes und Mega-Events kann man nicht lange genug über die innere Wahrheit der Geschichte nachdenken. Vollends ist der Schlusssatz: "Heute noch lebt er als Phönix in der Geschichte und in der Dichtung der Nilpferde unsterblich fort." ...

Wo gibt es sie, die "Dichtung der Nilpferde"? Wie wunderbar wäre es, sie zu finden ... und sie zu verstehen! Eine Brücke zu dem Anderen, anderen Kulturen, anderen Erfahrungen, anderem Wissen!

Die Umsetzung in Bilder, zart colorierte Federzeichnungen, ist der Illustratorin hervorragend gelungen. Es muss eine wahre Herausforderung gewesen sein, das extrem Plumpe mit dem extrem Leichten visuell zu verbinden. Das blasse Rot der Flügel inmitten vielen Graus zieht als zentrales Motiv den Blick des Betrachters magisch an. Ergänzend zum Text steht das Nilpferd auch mal vor einem Teich, weil es herausfinden will, ob da wirklich etwas ist. Im Text prüft es ausschließlich mittels Flugversuchen, ob sich die anderen nicht nur einen Spaß machen wollten ... Ganz ohne Text kann man die Geschichte auch anhand der Bilder erzählen. Und Kinder werden sie sofort begreifen und sich lange daran erinnern und vielleicht eine Ahnung davon bekommen, welche Verheißungen in der Phantasie liegen können.

(Rudolf Wenzel, Der rote Elefant. Bücher und andere Medien für Kinder und Jugendliche, Heft 32, 2014, S. 31 f.)



Wenn einem Nilpferd Flügel wachsen…
… dann ist es erst einmal irritiert. Es ist schon ca. 150 Jahre her da hat eine der frühen deutschen Dichterinnen, Marie von Ebner-Eschenbach, eine kleine Fabel geschrieben, die heißt "Das Nilpferd". Sie handelt vom riesigen Nilpferd, das sich eine Raupe ausgesucht hatte, um sich in seiner Nackenfalte zu einem Schmetterling zu entpuppen. Mit den geflügelten, fliegenden und schwebenden Lebenden und Toten in Annas Himmel, kann das Nilpferd nicht konkurrieren. Die Raupe entpuppt sich nicht zum Schmetterling, sondern zu zwei Schmetterlingsflügeln, zwei großem, herrlichen, Flügelchen (im Verhältnis zur Größe des Nilpferdes), die das Nilpferd selbst gar nicht sehen kann. Während in Annas Himmel die Verstorbenen mit noch zarteren Flügeln schweben können, bleibt das - sehr lebendige - Nilpferd mit allen vier kräftigen Beinen auf dem Boden.
Erst reagiert es ungehalten, als man seine Flügel bemerkt. Aber als eine von ihm schon lange verehrte Nilpferd-Dame die Flügel sehr lobt, ist er wie berauscht. Sehen kann er die Flügel selbst nie, aber er denkt sich, wenn er schon Flügel hat, muss er auch Fliegen können. Heimlich übt er. Doch alle seine Versuche misslingen. Trotzdem tut er den anderen gegenüber so, als sei er geflogen. Nur aus Bescheidenheit wolle er es nicht vorführen. Als der Wind seine Flügelchen fort trägt, tut er so, als habe er seine Flügel aus Bescheidenheit abgelegt, damit er den anderen "nichts voraus habe".
Michaela Weiss hat die Geschichte mit feingestrichelten, aber gewaltigen Nilpferden belebt und die beiden zarten, roten Flügel ragen ganz hinreißend leicht aus der Nackenfalte des beleibtesten von ihnen.
Für eine kleine Weile ist das Nilpferd ganz unverdient ein Star und ist so in die Analen der Seinen eingegangen, als "Phönix".
Die Schmetterlingsflügel sind ebenso bezaubernd wie grotesk; aber die Nilpferde wollten einfach daran glauben, dass einer der ihren fliegen konnte.
Klug sind sie alle nicht, aber einer war schlau genug, so zu tun als ob.
Reizend.

Gabriela Wenke in "Darfs ein bisschen mehr sein? Diese Bilderbücher fallen aus dem Rahmen"



Ein Nilpferd übt sich in Leichtigkeit

Kein Energy-Drink verleiht hier Flügel, sondern eine exzentrische Raupe. Die sich - warum auch immer - in der Nackenfalte eines Nilpferdes einnistet und verpuppt! Mit beschwingenden rosaroten Folgen ... Der beflügelte Dickhäuter fühlt sich nämlich prompt so leicht wie ein richtiger Schmetterling und macht bereits erste Flugübungen, natürlich heimlich, damit die andern Hippos nicht neidisch werden. "Das Nilpferd" ist eine ziemlich kurze Erzählung von Marie von Ebner-Eschenbach, eine kleine Parabel über die verführerische Kraft der Einbildung und ihre Tücken. Mit den zarten Illustrationen von Michaela Weiss wird daraus ein langanhaltendes Lesevergnügen für Jung und Alt.
(lups, Nürnberger Zeitung, 30. November 2013)

Es bleibt nicht im Verborgenen, wenn ein Nilpferd plötzlich ein Paar zarte Schmetterlingsflügel auf dem grauen Buckel trägt. Seine gutmütigen Artgenossen staunen nicht schlecht und erwarten, dass der Freund nun abheben wird. Die schmeichelhafte Aufmerksamkeit bringt also auch einen gewissen Druck für den gewichtigen Stampfer mit sich: Ob er nun wirklich fliegen kann?
Marie von Ebner-Eschenbachs Fabel über Zufall, Schein und Eleganz wurde 1897 erstmals in Die Frau. Monatsschrift für das gesamte Frauenleben unserer Zeit veröffentlicht. Nun ist sie in Buchform erhältlich und mit Illustrationen versehen, denen eine feine Schraffur zu eigen ist.
Nilpferds Flugversuche glücken aber doch! Zwar nicht auf der physikalischen Ebene, aber immerhin auf der ruhmestechnischen: Der Eintrag als erstes fliegendes Exemplar ist ihm sicher. Was eine kluge Geschichte nicht alles vermag … (ab 5)

Marianne Schreck in FALTER 51-52/13 vom 18.12.2013 (S. 40)


Der bunte Schmetterling in der Nackenfalte verändert das Leben eines Nilpferds - eine kecke Fabel der österreichischen Erzählerin Marie von Ebner-Eschenbach. (ab 6) (JD)

Eine Schmetterlingsraupe kriecht aus Zufall oder einfach zur Abwechslung in die Nackenfalte eines Nilpferds, verpuppt sich und schlüpft dort als auffällig bunt geflügelter Schmetterling. Mit Flügeln im Nacken gelangt dieses Nilpferd zu großem Ansehen, obgleich natürlich keiner der geheimen Flugversuche erfolgreich ist. Die anderen Nilpferde lassen sich davon nicht beirren: Sie halten es für dessen ehrenwerte Bescheidenheit, aufs Fliegen zu verzichten! Sogar als der Schmetterling wegfliegt, bleibt dieses Nilpferd, das nun wie zuvor allen anderen gleicht, über viele Generationen berühmt.

Marie von Ebner-Eschenbachs Fabel über den Zufall und die Einflüsse der Meinungen Anderer auf das Selbst- und Fremdbild hat Michaela Weiss zart und feinfühlig illustriert. Die Farbaufteilung und Illustrationstechnik weisen durch die Geschichte: Die Tiere bestehen aus dünnen Federstrichen, Himmel, Wasser und Pflanzenwelt sind in zurückhaltenden Farben flächig. Die feine Zeichnung schenkt sogar den grauen Dickhäutern eine gewisse Leichtigkeit. Als hellroter Blickfang lenkt der Schmetterling das Auge über die Seiten. Der Text in der Sprache des ausgehenden 19. Jahrhunderts ist klassisch schön und bis heute aktuell; er bedarf kaum einer Erklärung und verzaubert in klarem Layout Kinder und Erwachsene.

(Wolfgang Moser)

Bookbird

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Postcard, BOOKBIRD, IBBY, Nr. 52, 4/2014

NEU

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ZAUBERWOLKEN WOLKENZAUBER, Bucher Verlag, 2012

Zauberwolken Wolkenzauber

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Autorin: Melanie Laibl
Bucher Verlag Hohenems - Wien
2012

Longlist zum Romulus Candea Preis 2010
Arbeitsstipendium Illustration des BMUKK 2010
Ausstellung zum Bilderbuchpreis Troisdorf 2011
Biennale für Bilderbuchillustration 2013

Rezension:
"Die mysteriöse Wolkenfee ist eine vielbeschäftigte Frau: Luftschlösser bauen, Schweinchen fantasieren, Wale über Wolkenkratzer platzieren – das alles verlangt eine immense Vorstellungskraft, weshalb die Fee sich zur Stärkung ein luftiges Teetörtchen genehmigt. Weil aber Wolken so windige Gesellen sind, schickt sie ihre Figuren auf Reisen. In Freiheit können sie sich formen und wandeln, gerade wie es ihnen passt. Die feinen, mit sicherer Hand gestalteten Illustrationen von Michaela Weiss machen die­se kleine poetische Geschichte über die Faszination des Wolkenschauens besonders anziehend." (Marianne Schreck in Falter : Wien 36/2012 vom 5.9.2012)

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